PSYCHE



PSYCHOTHERAPEUTISCHE PRAXIS

DR. VOLKER PIETERS

PRIVAT UND ALLE KASSEN


 

Achtsamkeit, Akzeptanz und Selbstmitgefühl gehören heute zum festen Bestandteil der sogenannten "dritten Welle" der Verhaltenstherapie. Die aus der östlichen und spirituellen Psychologie übernommenen Ansätze ergänzen die beiden ersten Linien der Verhaltenstherapie, die auf dem Lernen neuer Verhaltensweisen und der Korrektur fehlerhafter Denkmuster basieren. Ein wesentliches Merkmal der dritten Welle der Verhaltenstherapie ist der Gegenwartsbezug und die Perspektive eines inneren Beobachters. Anders als bei der kognitiven Verhaltenstherapie steht nicht die Korrektur von Verhaltensweisen oder Denkmustern im Vordergrund, sondern eine achtsame Distanzierung  von "automatischen" Gefühlen und Gedanken, die zu Störungsbildern wie Depressionen oder Ängsten führen können. Die dritte Welle der Verhaltenstherapie ist ein ganzheitlicher Ansatz, der auf eine Einheit von Denken, Fühlen und körperlichem Empfinden im gegenwärtigen Augenblick abzielt. Ein Merkmal der neuen Form der Verhaltenstherapie ist die Einbeziehung und Modifikation anderer psychotherapeutischer Richtungen wie die Tiefenpsychologie, die Gestalttherapie, die systematische Therapie und die Gesprächstherapie. Besonderen Wert wird auf eine wissenschaftliche Fundierung und die Überprüfbarkeit von Therapieerfolgen gelegt. Zu den Methoden mit den besten Behandlungserfolgen gehört die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie zur Rückfallvorbeugung bei Depressionen (MBCT), das kognitiv-behaviorale Analysesystem für chronische Depressionen (CBASP), die achtsamkeitsbasierte Stressbewältigung (MBSR), die Akzeptanz- und Comittmenttherapie (ACT), die dialektisch behaviorale Therapie (DBT) und die Schematherapie. Wie bei jeder Form der Psychotherapie ist ein wesentlicher Wirkfaktor der Verhaltenstherapie die Qualität der Beziehung zwischen Klient und Therapeut. Zu Beginn der Behandlung wird ein individueller Therapieplan erstellt, der von den Anliegen und Zielen der Klienten ausgeht. Der Behandlungsplan kann, muss aber nicht achtsamkeitsbasiert ausgerichtet sein. Das Angebot des begleitenden Yoga-Einzelunterrichts ist eine individuelle Gesundheitsleistung, die nicht von den Kassen erstattet wird.

 

Das von uns "Yoga und Psyche" genannte Programm ist eine Kombination von yogabasierter Psychotherapie und Yoga-Einzelunterricht. Beide Elemente beruhen auf dem Yogasutra des Patanjali. Die yogabasierte Psychotherapie folgt dem ersten Kapitel des Yogasutra und besteht aus Themen und Wochenübungen. Am Anfang wird Yoga als Schulungsweg und als Zustand definiert, in dem die Psyche zur Ruhe kommt. Dann ruht das Selbst in seiner wahren Natur und wird als Betrachter erkannt. Die Beherrschung der Psyche ist wichtig, weil  das Selbst sich sonst mit Gedanken und Gefühlen identifiziert, die in der Regel auf Vorstellungen, Irrtümern, Erinnerungen oder Tagträumen beruhen. Im Yoga geht es darum, die Wirklichkeit direkt und zutreffend zu erfassen. Die wichtigsten Qualitäten, die gemeinsam zu einer Ruhe des Geistes führen, sind Übung und Loslösung. Der Yoga der Erkenntnis richtet sich besonders an Menschen, die im Alltagsleben stehen. Einen gesunden erwachsenen Menschen zeichnet ein gutes Denk- und Unterscheidungsvermögen sowie Glücksempfinden und eine Einheit des Ich-Empfindens aus. Auch fortgeschrittene Praktizierende geraten immer wieder aus der Ruhe weil sie wie jeder Mensch durch angeborene und gelernte Schemata geprägt sind, die sich alleine mit Meditation nicht beheben lassen. Vertrauen, Tatkraft, Weisheit, Achtsamkeit und Sammlung helfen. Spirituellen Menschen hilft auch der Glaube und die Verbindung mit dem Göttlichen. Auf dem Yogaweg ergeben sich eine Reihe von psychologischen und motivatonalen Hindernissen. In Krisensituationen können Ängste und Depressionen hinzukommen. Um den Prägungen und Hindernissen entgegen zu wirken, stellt das Yogasutra eine Reihe von psychotherapeutischen Hilfen vor. Es beginnt mit der Konzentration auf wesentliche persönliche Werte und der Entwicklung von Mitgefühl. Hinzu kommt die Atemberuhigung, die Selbstbeobachtung, verschiedene Formen der Selbsterinnerung und Meditation. In der auf dem Yogasutra basierenden Therapie werden alle Themen durch Übungen ergänzt, die im Alltag angewendet werden und den Übenden durch den Tag begleiten. Auf verschiedene Weise schulen die Wochenübungen die Aufmerksamkeit, die Beobachtungsgabe, die Selbstreflexion, das Selbsterleben und das Selbstbewusstsein. Über das psychotherapeutische Anliegen der Verminderung von Störungen hinweg fördert das Programm die psychische Flexibilität und die persönliche Entwicklung.